Mehrfachbeauftragung
Neubau Kreissparkasse, Esslingen



Bauherrschaft
Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen

Visualisierung
Media 4D

Projektbeschreibung
Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen führte eine Mehrfachbeauftragung für den Neubau ihres Bürogebäudes auf dem Vogelsang-Areal in Esslingen am Neckar durch.

STADTBILD
Die Vogelsangbrücke bildet das Tor zur denkmalgeschützten Esslinger Altstadt. An diesem markanten Punkt fügen sich die neuen Gebäude sensibel in das Stadtbild ein. Typisch für die Altstadt sind Kleinteiligkeit und geschlossene Quartiersecken. Die neue Kreissparkasse nimmt Körnung, Höhenentwicklung und Struktur der Umgebung in zeitgemäßer Weise auf und vervollständigt sie. Die für Esslingen prägende Dachlandschaft mit steilen Ziegeldächern wird vom Neubau aufgenommen und fortgeführt. Drei Baukörper formen den neuen Gebäudekomplex. Der erste Baukörper ist Auftakt zur Reihe der giebelständigen Häuser entlang der Vogelsangstraße. Der zweite, winkelförmige Baukörper schließt die Quartiersecke, beruhigt die Raumkanten und leitet den Fußgänger in die Altstadt. Diese Linie wird durch eine Baumreihe noch fortgesetzt. Der dritte Baukörper rundet das Gesamtensemble ab. Verbunden werden die Drei durch gläserne Übergänge, die nach innen direkte Wege schaffen und nach außen die Transparenz wahren. Im Erdgeschoss sind die Durchgänge zum Innenhof offen, hier liegen auch die Erschließungen der einzelnen Baukörper. Die Tiefgarage wird von der Vogelsangstraße aus befahren.

GEBÄUDESTRUKTUR
Im Entwurf der neuen Kreissparkasse sind in den drei massiven Baukörpern 297 Arbeitsplätze (Raumprogramm) eingeplant. Eine Maximierung bis auf 458 Arbeitsplätze ist möglich. In den gläsernen Übergängen sind variabel nutzbare Meeting-Points platziert. Durch flexible Wände können die Meeting-Points als Besprechungsräume abgetrennt werden. Bei Bedarf kann die gesamte Verbindungszone für größere Veranstaltungen genutzt werden. Die gläsernen Übergänge ermöglichen kurze und direkte Wege zwischen den Bürobereichen und einen Umlauf durch das gesamte Gebäude. In der Erdgeschosszone am oberen Metzgerbach liegen öffentlichkeitswirksame Nutzungen wie Handel oder Gastronomie. Zum Innenhof hin orientiert sich der große Besprechungsraum. Die Unterteilung der Geschossflächen in Nutzungsbereiche von maximal 400 Quadratmetern genügt den Brandschutzanforderungen bei einem Höchstmaß an Flexibilität. Gleiches wird durch die Gebäudekonstruktion erreicht. Tragende Außenwände, wenige tragende Wandscheiben im Bereich der Erschließungskerne und Stützen schaffen Flächen für verschiedenste Büroraumkonzepte, die auch zukünftige Entwicklungen ermöglichen. Die Außenanlagen sind zurückhaltend gestaltet. Die Fuge zwischen den Stadthäusern an der Allmandgasse und der Kreissparkasse wird durch ein Wasserbecken betont, das mit Regenwasser gespeist wird. In diesem geschützten Bereich liegt ein Abstellplatz für Fahrräder.

FASSADE
Das hohe Verkehrsaufkommen von Maillestraße und Vogelsangbrücke und der Bahnstrecke südlich des Planungsgebietes erfordert besonderes Augenmerk auf den Schallschutz. Die Fenster der Kreissparkasse sind daher als Kastenfenster mit zwei Verlasungsebenen geplant. Die äußere Verglasungsebene hält den Lärm ab und schützt gleichzeitig die dahinter liegenden Sonnenschutz-Screens vor Wind und Witterung. Die feinmaschigen Screens gewährleisten auch bei geschlossenem Zustand einen freien Blick nach außen. Der Zwischenraum beider Verglasungsebenen ist durchlüftet. In der inneren Verglasungsebene liegen Fensterflügel, die geöffnet werden können. Somit kann in den Büroräumen bei geöffneten Fenstern der inneren Verglasungsebene und durchlüfteter Außenebene ungestört gearbeitet werden. Eine natürliche Belüftung der Büroräume, bzw. eine mechanische Lüftung mit geringem Luftwechsel verhindert sommerlichen Hitzestau. Zusätzliche Putzflügel in der inneren Verglasungsebene vereinfachen die Fassadenreinigung. Die Fassadeneinteilung nimmt die wesentlichen Gestaltungselemente des historischen Kontextes auf. So zeichnet sich das Erdgeschoss durch eine massive Natursteinfassade ab. Die Lochfassade der Obergeschosse ist flächig verputzt. Die aus der Fassadenebene herausragenden Kastenfenster entsprechen den horizontalen Geschossversprüngen der historischen Nachbargebäude. Die Fassade zum Innenhof hin nimmt sich zurück und bildet eine ruhige Hülle. In der verputzten Fassadenebene gibt es im Erdgeschoss bodentiefe Verglasungen. Die Lochfenster der Obergeschosse besitzen nur eine innere Verglasungsebene. Die geneigten Dächer besitzen eine Biberschwanzdeckung.

ENERGIEKONZEPT
„Die beste Energie ist diejenige, die man nicht braucht“ - Das ist der Grundansatz für das energetische Gebäudekonzept. Der Energieverbrauch zur Bewirtschaftung des Gebäudes wird sinnvoll minimiert. Die Thermische Hülle unterschreitet die Anforderungen der aktuellen ENEV um über 20%. Die Lüftungswärmeverluste werden durch Einsatz einer Lüftungsanlage mit 90% Wärmerückgewinnung minimiert. Bei den in Büroräumen aufkommenden internen Wärmelasten steht nicht die Gebäudeheizung, sondern eine sinnvolle Kühlung im Vordergrund. Über 80% der Betriebszeit des Gebäudes wird gekühlt werden müssen, um ein angenehmes Klima zum Arbeiten zu erhalten. Die Kühlung und Heizung erfolgt über eine reversible Sole-Wasserpumpe. Hier wird das Erdreich als „Pufferspeicher“ verwendet: In der Heizperiode wird dem Erdreich die Wärme entzogen und zum Kühlen wieder zurückgeführt. Die Massivdecken werden als übertragende Flächen aktiviert. Der komplette technische Hilfsstrom für Wärmepumpe und Lüftungsanlage wird regenerativ und dezentral auf den eigenen nach Süden ausgerichteten Dachflächen erzeugt. Der Warmwassergebrauch bei einer reinen Büronutzung ist sehr gering. Unnötige Leitungsverluste durch zentrale Warmwasserbereitung und Zirkulation entfallen durch dezentrale Durchlauferhitzer an den Entnahmestellen. Der Trinkwasserverbrauch des Gebäudes wird minimiert durch wasserlose Urinale, Armaturen mit Näherungsautomatik und kleine Spülkästen. Das Regenwasser der Dachflächen wird im Bereich des Grünzuges gesammelt und dient der Gartenbewässerung.

FLEXIBILITÄT
Im Gebäudeensemble können einzelne Mietabschnitte durch Geschosstrennung gebildet werden. Die gläsernen Übergänge als Pufferzone zwischen den Bürobereichen ermöglichen bei Bedarf die vertikale Trennung der drei Baukörper. Die Baukörper können einzeln oder kombiniert genutzt und vermietet werden. Damit kann das gesamte Gebäude jederzeit flexibel auf zukünftige Nutzungsänderungen reagieren.
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