
Evangelischer Oberkirchenrat Stuttgart als Vertreter der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim/Teck
Architektenleistung
LP 1-9 nach HOAI
Für den Erhalt der denkmalgeschützen Martinskirche, des Wahrzeichens von Kirchheim unter Teck, trägt die Evangelische Gesamtkirchengemeinde schon seit vielen Generationen die Verantwortung. Der Erhalt des Gebäudes für kommende Generationen sollte durch eine Instandsetzung und Modernisierung sichergestellt werden. Nach eingehenden Untersuchungen der vorhandenen Bausubstanz wurde ein Gesamtkonzept entwickelt, das schrittweise vom Büro BANKWITZ umgesetzt wurde. Die Maßnahme gliederte sich in drei Bauabschnitte.
Bauabschnitt 1 - Dach
Zunächst wurde das Dach und die tragende Holzkonstruktion instandgesetzt und modernisiert. Alle erforderlichen Baumaßnahmen wurden in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25, Denkmalpflege, entwickelt und dann abschnittsweise umgesetzt. Der Dachstuhl der Kirche wird seit Jahrzehnten von Fledermäusen als Sommerquartier und Kinderstube genutzt. Um die Fledermauspopulation nicht zu gefährden, mussten die Bauarbeiten nach Auflagen des Landratsamtes Esslingen, Untere Naturschutzbehörde, im Winterhalbjahr stattfinden. Die Umsetzung erfolgte bei laufendem Betrieb. Weiterhin waren feste Termine für den Beginn und das Ende der Bauarbeiten festgelegt worden. Auf dem Kirchplatz und um das Gebäude selbst stattfindende öffentliche Veranstaltungen waren zusätzlich in den Bauablaufplan zu integrieren. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte die Bauzeit eingehalten und der geplante Kostenrahmen sogar unterschritten werden.
Bauabschnitt 2 - Fassade
Nachfolgend wurde die Fassade saniert. Zunächst wurde hierfür eine Schadenskartierung durchgeführt. Beschädigte Steine wurden durch Risssicherungen oder Antragungen entsprechend konserviert. Teilweise mussten auch Steine ausgebaut und durch neue ersetzt werden. Eine weitere Maßnahme stellte die Sanierung und Reinigung der Chorfenster dar. Zu diesem Zweck mussten die Verglasungen ausgebaut werden. Die Glasfenster wurden von der Firma Rothkegel in Würzburg fachmännisch restauriert. Dabei bestand ein enger Kontakt mit Fachleuten der Denkmalpflege, welche durch regelmäßige Besuche in der Werkstatt die weitere Vorgehensweise am Objekt festlegten. Die Maßnahme wurde im laufenden Kirchenbetrieb umgesetzt. Trotz der Vielzahl an Projektbeteiligten und unvorhersehbarer Ereignisse konnte der geplante Kostenrahmen sogar unterschritten werden.
Bauabschnitt 3 - Innenraum
Im Zuge der Maßnahme wurden verschiedene Bereiche in der Kirche neu gestaltet bzw. renoviert. Im historischen Kontext galt es mit Fingerspitzengefühl vorzugehen und mit dem architektonischen Entwurf dennoch die Anforderungen zu erfüllen, die heute an einen modernen Kirchenraum gestellt werden. Alte und neue Elemente mussten sich in ein harmonisches Gesamtbild zusammenfügen. Der künftige Hauptzugang erfolgt vom Kirchplatz aus über die Türe in der Nähe des Turms. Ein neues Foyer, das unter der Empore gestaltet wurde, empfängt die Besucher. Der Foyerbereich wird durch eine Glaswand vom Kirchenschiff abgetrennt, gibt aber aufgrund der gewählten Materialität dennoch einen Blick in den Innenraum frei. Die einheitlich gestaltete Rückwand an der Westseite des Kirchenschiffs ist mit Holz verkleidet. An den vorhandenen Treppenaufgang werden nach Norden hin Raumparzellen angeschlossen (Toilette, Lagerraum, Mesner/innen-Bedarf…). So sind auch die notwendigen Räume zentral untergebracht und fügen sich harmonisch in den Foyerbereich ein.
Aufgrund der Erneuerung der gesamten Elektroinstallation inklusive Beleuchtung erscheint der Innenraum nun hell und licht. Hierzu trägt auch das neue Bestuhlungskonzept bei. Die in der vorderen Hälfte des Kirchenschiffes befindlichen Bänke wurden durch Stühle zu ersetzt. Dies bietet eine größere Flexibilität in der Nutzung des Raumes. Darüber hinaus wurde ein Mittelgang geschaffen. Der zuvor als Sakristei und Lagerraum genutzte spätgotische Kapellenraum wird künftig als „Raum der Stille“ genutzt werden. Hier werden neben der Einladung zum persönlichen Stillwerden auch gemeinschaftliche Formen der Spiritualität wie Meditationen ihren Ort haben. Auch die Themen Barrierefreiheit, Digitalisierung sowie Restauration und angemessene Platzierung der vorhandenen Kunstgegenstände spielten im Zuge der Maßnahme eine wichtige Rolle.
