Nichtoffener Wettbewerb
Sanierung, Umbau und Erweiterung des Rathauses, Limbach



Bauherrschaft
Gemeinde Limbach

Visualisierung
renderbar

Projektbeschreibung
Das denkmalgeschützte Rathaus in Limbach soll saniert, umgebaut und durch einen Anbau erweitert werden. Dabei sollen die Nutzungen einer zeitgemäßen, offenen Gemeindeverwaltung auf das Bestandsgebäude und den Anbau verteilt werden. Ziel des Wettbewerbs war es, entwicklungsfähige Vorentwürfe für das Rathaus sowie für ein Freiraumkonzept zu erhalten.


Die Erweiterung orientiert sich in Höhe, Form und Gestaltung am bestehenden Rathaus, ohne mit dessen Gewichtung zu konkurrieren. Der Anbau ist östlich des Bestandsgebäudes positioniert und schiebt sich bis circa 8 m an die südliche Grundstücksgrenze. Dadurch wird ein neuer Vorplatz ausgebildet. Hier befindet sich sowohl die Erschließung für die Mitarbeiter (durch den Seiteneingang in das bestehende Rathaus) als auch der neue Haupteingang für die öffentlicheren Nutzungen wie Bürgerbüro, Sitzungssaal und Trauzimmer. Alt- und Neubau bilden gemeinsam ein maßstäblich angemessenes, dreiteiliges Ensemble, welches durch Fugen miteinander verbunden wird: Der Haupteingang fungiert als zentrales, helles Erschließungselement und ermöglicht eine einfache Orientierung zu den öffentlichen Nutzungen. Zudem wird der Neubau durch Lichträume vom Altbau abgesetzt, die einen erlebbaren Bezug auf die Architektur des historischen Bestandsgebäudes ermöglichen.

NUTZUNGSKONZEPT - ERWEITERUNG
Durch den barrierefreien Haupteingang gelangt man in das helle, zweigeschossige Foyer. Das großzügig gestaltete Bürgerbüro zur Rechten mit seiner einladenden „Limbach Wand“ ist die erste Anlaufstelle für die alltäglichen Belange der Bürger. Es bietet Blickbezüge zum neugestalteten Rathausplatz. Linkerhand gelangt man über eine kleine Treppe, die den 1.20 m großen Höhenunterschied zum Bestandsgebäude ausgleicht, in das Hauptamt und von dort in die weiteren Verwaltungsbereiche. Ebenerdig vom Foyer erreichbar ist ein Aufzug (durchladende Funktion), der das gesamte Gebäude barrierefrei erschließt.

Das Obergeschoss des Erweiterungsgebäudes mit den Sitzungssälen und dem Trauzimmer wird über die großzügige, skulpturale Treppe ebenfalls vom Foyer aus erschlossen. Hier befindet sich der Sitzungssaal I, der zum Beispiel mit Carré-Bestuhlung für Gemeinderatsitzungen genutzt wird. Außerdem ist hier der variabel zuschaltbare Sitzungssaal II mit Teeküche untergebracht. Dieser kann getrennt genutzt oder als Zuschauerbereich für die großen Sitzungen angegliedert werden. Der Sitzungssaal III (Trauzimmer) befindet sich ebenfalls im Obergeschoss, direkt über dem Bürgerbüro. Die Ausrichtung zum Platz und damit der Bezug zu den Einwohnern Limbachs, die Ausrichtung nach Süden und Westen und der weite Blick auf das Umland machen diesen Raum zu einem besonderen Bürgerzimmer, in dem außer Trauungen auch andere öffentliche Veranstaltungen stattfinden können. Der Thekenblock aus Sitzungssaal II ermöglicht einen anschließenden Empfang im OG Foyer. Das Obergeschoss der Erweiterung hat die gleiche Fußbodenhöhe wie das Obergeschoss des Bestandsrathauses.

NUTZUNGSKONZEPT - BESTAND
Durch den Mitarbeitereingang auf der Süd-Seite des Bestandgebäudes gelangen die Mitarbeiter direkt in ihre Abteilungen. Im Erdgeschoss des alten Rathauses befindet sich ein großzügiger Mitarbeiterbereich mit „Grüner Wand“ im Sozialraum und Küche. Jedes Geschoss verfügt zusätzlich über kleine Besprechungs- und Kommunikationszonen. Dieses Konzept mit aufgelockerten Fluren bietet Aufenthaltsqualität; die Treffpunkte fördern den Austausch untereinander. Die Obergeschosse mit den nutzerfreundlich geschnittenen Büros und zentral integrierten Nebenräumen verfolgen ein klares Grundrisskonzept; die Orientierung ist einfach.

Zur Architektur und Geschichte des historischen Bestandsgebäudes wird auf mehrfache Weise Bezug genommen: Die in den Fluren integrierten Lichträume spenden nicht nur Tageslicht, sondern ermöglichen eine Präsentation der Sandsteinfassade im Sinne eines, entsprechend ausgeleuchteten, Exponates in einer Vitrine. Hier erhält nicht nur das historische Gebäude eine „Bühne“, auch das Material, der Sandstein sowie seine kunstvolle Bearbeitung, wird als eines der wichtigsten regionalen Baumaterialien thematisiert und aufgewertet. Einen weiteren „Einblick“ in die Geschichte bieten die verglasten Öffnungen der Decke über den Büros des 1.Dachgeschosses, wie dem Büro des Bürgermeisters. Der dadurch sichtbar werdende, zurückhaltend ausgeleuchtete komplexe Dachstuhl sensibilisiert den Betrachter nicht nur für die Geschichte des Hauses, sondern ist zusätzlich eine beeindruckende Referenz an früheres handwerkliches Können. Eine Qualität, die auch heute noch einen wichtigen Baustein für eine florierende Gemeinde darstellt.

NACHHALTIGKEIT
Die Außenwände der Erweiterung werden als einschalige Wand mit einem monolithischen Stein, als dämmstoffgefülltes Ziegelmauerwerk, errichtet. Die dämmstoffgefüllten Ziegel verursachen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes 12,8 % weniger CO2-Emissionen als ein konventioneller Wandaufbau mit Stahlbeton und Wärmedämmverbundsystem aus EPS. Die graue Energie bzw. der nicht-erneuerbare Primärenergiebedarf, der durch die Außenwand verbraucht wird, ist beim Ziegelmauerwerk ebenfalls geringer als bei einer konventionellen Außenwand.

Die bestehende Energieversorgung über das Nahwärmenetz wird beibehalten. Photovoltaik-Paneele auf den Dachflächen der Erweiterung erzeugen zusätzlichen grünen Strom, mit dem die Wärmepumpe betrieben wird. Ein zentrales Deckenheiz- und -kühlsystem sowie eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmetauscher ist vorgesehen. Alle Räume werden über die Lüftungsanlage C02-abhänging be- und entlüftet.
Artikel-ID: 1704