Nichtoffener Wettbewerb
Neubau Geschäftsstelle GWG, Tübingen



Bauherrschaft
GWG – Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Tübingen mbH

Projektbeschreibung
Die GWG (Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau) beabsichtigt den Neubau ihrer Geschäftsstelle in Tübingen. Das Grundstück befindet sich neben dem neu entwickelten Güterbahnhofsareal. Ziel des Wettbewerbs war es, für diesen Standort ein wirtschaftliches, qualitätsvolles und nachhaltiges Gebäude zu erhalten, das auf die städtebaulichen Anforderungen sensibel und angemessen antwortet und das die GWG als kommunales Wohnungsunternehmen angemessen repräsentiert.

Die Herausforderung bestand darin, die Geschäftsstelle städtebaulich harmonisch in das neu entstehende Bahnhofsareal zu integrieren und dabei eine angemessene Plattform zur Repräsentation der GWG als kommunales Wohnungsunternehmen zu schaffen. Im Zuge des Entwurfsprozesses entstand ein L-förmiger Neubau bestehend aus zwei Gebäudeteilen, die durch eine entsprechende Fassadengestaltung optisch voneinander getrennt sind. Aufgrund der Gebäudeform bildet sich nach Westen -ein von der Straße abgeschirmter- Innenhof aus. Dieser wird als Parkierungsfläche für PKW genutzt. Ein Teil der Stellplätze ist mit einem begrünten Carport überdeckt. Durch die unmittelbare Nähe zum rückwärtigen Eingang des Gebäudes können die Stellplätze als Kurzparkzone genutzt werden. Ein behindertengerechter Stellplatz lässt sich entlang der Eisenbahnstraße, in direkter Nähe zum Haupteingang, finden. Die notwendigen Fahrradabstellplätze sind im Bereich des Haupteingangs sowie unter dem Carport angeordnet. Außerdem lassen sich im Untergeschoss des Gebäudes weitere Abstellplätze finden. Diese sind durch eine Rampe vom Innenhof aus erreichbar. Neben den Fahrradabstellplätzen sind im Untergeschoss des Neubaus Technik-, Müll- und Archivräume sowie Umkleiden mit Duschen angeordnet.

Während sich das Gebäude zu der vielbefahrenen Reutlinger Straße durch seine Ausrichtung und eine transparente Schallschutzbarriere abschirmt, öffnet sich die Bebauung zum neu entstehenden Güterbahnhofareal hin. Die Erschließung der Geschäftsstelle erfolgt an der nördlichen Grundstücks-grenze, von der Eisenbahnstraße her kommend, über eine breite Freitreppe. Von der Ludwigstraße her lässt sich das Gebäude barrierefrei über eine Rampe erschließen. Durch die Platzierung des Eingangsbereichs an der Eisenbahnstraße, die zukünftig als Quartiersachse des Güterbahnhofsareals fungieren wird, stellt die geplante Geschäftsstelle der GWG einen zentralen Stadtbaustein des neuen Quartiers dar. Der Haupteingang bildet durch seine Positionierung und Ausgestaltung eine einladende Eingangssituation für die Geschäftsstelle aus. Der Zugang ist, als Fuge zwischen den Baukörpern, über alle Stockwerke hin verglast. Durch die offene Gestaltung ist die Eingangssituation bereits von außen klar ablesbar und begrüßt die ankommenden Besucher und Mitarbeiter.

Der Neubau lässt sich durch seine L-Form in mehrere Bereiche unterschiedlicher Nutzung teilen. Der Eingangsbereich sowie die Kommunikationszonen der Obergeschosse stellen dabei den Gelenkpunkt des Gebäudes dar und fungieren als öffentlicher Kommunikationsraum und Schnittstelle zwischen den Funktionen und Nutzungen. Das Erdgeschoss ist bewusst offen gestaltet. Der Publikumsverkehr im Außen- und Innenraum ist eng miteinander verwoben. Das Gebäude fügt sich somit vollkommen in seine Umgebung ein. Dieser fließende Übergang wird durch die raumhohen Verglasungen entlang der Ludwigstraße unterstützt, die Tageslicht durch das Gebäude strömen lassen.

Da die Kunden der GWG in der Regel nicht in den Büroräumlichkeiten der Mitarbeiter empfangen werden sollen, dient das Foyer im Eingangsbereich ebenso als Infopoint und Besprechungszone. Nachdem sich die Besucher am Empfang angemeldet haben, ist es möglich, an den vorhandenen Stehtischen auf einen Mitarbeiter der GWG zu warten oder dort selbstständig Formulare auszufüllen. Kurze Besprechungen können in den beiden Besprechungszonen stattfinden. Längere Termine finden in den dafür vorgesehenen Besprechungsräumen statt. Hervorzuheben ist, dass diese Räumlichkeiten auch von externen Personen gemietet werden können. Das Erdgeschoss funktioniert somit auch außerhalb der Geschäftszeiten als unabhängige Einheit. Die hohe Flexibilität und Transparenz des Erdgeschosses ermöglicht es, auf sämtliche Anforderungen des täglichen Betriebs zu reagieren. Zudem kann es auch als Ganzes für größere Veranstaltungen, z.B. für die Präsentation neuer Projekte der GWG, genutzt werden.

Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich die Bürobereiche der GWG. Diese sind entweder barrierefrei über einen Aufzug oder über das zentral gelegene, notwendige Treppenhaus erreichbar. Durch die geschickte Anordnung der beiden Baukörper ist es möglich, mit einem einzelnen Treppenkern auszukommen, was dem Gedanken der Wirtschaftlichkeit Rechnung trägt. Direkt am Erschließungskern gelegen, lässt sich ein offen gestalteter Bereich finden, der die beiden Gebäudeteile miteinander verbindet und als Café-Point mit Stehgelegenheiten zum informellen Austausch einlädt. Die Kommunikationszonen dienen als Treffpunkt für gemeinsame Besprechungen im großen Besprechungsraum oder als Wartebereich für Termine mit der Geschäftsführung. Der Besprechungsraum ist je nach Bedarf in zwei kleinere Einheiten teilbar. Durch die Glasschiebetüren ist es möglich, das Geschehen im Inneren zu verfolgen. Die beiden Geschosse sind durch Lufträume verbunden, sodass auch zwischen den Ebenen Kommunikation entstehen kann. Begrünte und mit Wasser bespannte Wände unterstützen den ökologischen Gedanken und tragen zum Raumklima bei. Die zweigeschossige Schaufensterverglasung ermöglicht Außenstehenden sowohl Einblicke in die Arbeit der GWG und gibt den Mitarbeitern Ausblicke in das neu entstehende Areal frei.

Während sich im kleineren Bauteil B die Büroräume der Geschäftsführung sowie deren Assistenz befinden, lässt sich im Bauteil A eine moderne kommunikationsfördernde Arbeitswelt finden. Die Arbeitsplätze sind in Clustern von zwei bis vier Tischen ausgebildet und ermöglicht so das Arbeiten im Team. Flexible Raumtrenner gliedern den Raum und die einzelnen Arbeitsbereiche voneinander. Die zentrale Erschließungsachse führt an den mittig im Raum situierten Kopierbereich. Der Entwurf sieht hier ebenfalls Einzelarbeitsmöglichkeiten vor, an denen sich die Mitarbeiter zurückziehen können, um konzentriert zu arbeiten. Diese sogenannten Denkzellen lassen sich verschließen und bieten durch eine entsprechende Ausgestaltung bürointerne Rückzugsorte. Die natürliche Belichtung der Bürofläche wird durch Fensterbänder an der westlichen und östlichen Fassade gewährleistet. Im Staffelgeschoss lassen sich nutzungsneutrale Räume finden, die als separate und flexibel nutzbare Einheit bei Bedarf vermietet werden kann. Bis auf wenige tragende Stützen sowie den Sanitär- und Erschließungskern kann die Einteilung dieses Geschosses komplett frei geplant werden. Wie in den anderen Obergeschossen lässt sich als Verbindung der beiden Gebäudeteile eine Kommunikations-zone, die ebenfalls als Empfangszone dienen kann, finden. Besonderes Highlight sind die raumhohen Verglasungen sowie die umlaufende Terrasse, die einen Bezug zum Außenraum schaffen.

Im Innenraum entstehen durch reduzierte Materialität und Farbigkeit angenehme Aufenthaltsbereiche und Arbeitswelten. Sichtbeton; naturbelassene, helle Holzoberflächen; Naturstein; Parkett und Teppichbeläge prägen das Erscheinungsbild und werden unter ökologischen und nachhaltigen Kriterien ausgewählt.
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