Erweiterung Eisbärhaus, Neubau Bauteil C, Kirchheim unter Teck
Im Zentrum von Kirchheim unter Teck wurde mit der Erweiterung des Eisbärhauses ein Gebäude fertiggestellt, das neue Maßstäbe setzt. Das Projekt optimiert das nachhaltige Bauen in vielen Bereichen. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zeichnete das klimapositive Wohn- und Geschäftshaus hierfür mit dem Zertifikat in Platin aus. Mit dem zweithöchsten bisher erreichten Gesamterfüllungsgrad bei einem Neubau (94,2 %) zählt das Eisbärhaus zu den aktuell nachhaltigsten Gebäuden der Welt.


Bauherrschaft
Grundstücksgemeinschaft Hindenburgstraße 34 GbR

Generalplanung
LP 1-9 nach HOAI

Fachplaner
DGNB-Auditor: sustainable strategies Herr Volker Auch-Schwelk

Leistungsphasen
1-9 nach HOAI

Bauzeit
03/2019 - 03/2020

Kubatur
5.173 m³

Nutzfläche
673 m²

Wohnfläche
146 m²

Foto
Ansicht straßenseitig: Niels Schubert Fotograf I BFF

Projektbeschreibung

Das Grundstück „Hindenburgstraße 34” wurde erworben, um das im Jahr 2009 errichtete Wohn- und Geschäftshaus „Eisbärhaus“ durch einen Neubau räumlich zu vergrößern. Wie das Eisbärhaus (Bauteile A+B) wurde auch dessen Erweiterung (Bauteil C) als Passivhaus konzipiert. Neben zwei Wohnungen sind im Gebäude auch eine Kindertagespflege und zwei Gewerbeeinheiten untergebracht. Eine Besonderheit stellt der gläserne Steg im 2. Obergeschoss dar, der die Büroräume im bestehenden Eisbärhaus mit der hinzugewonnenen Fläche im Neubau verbindet.

Das Bauteil C wurde als Stahlbeton-Holz-Hybridbau errichtet. Als Grundlage für die Auswahl der eingesetzten Baustoffe dienten der Vorarlberger Ökoleitfaden und die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Alle Betonarbeiten, auch der wasserundurchlässige Beton, wurden in Recycling-Beton ausgeführt. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzelementen mit Zellulosedämmung und einer unbehandelten, sägerauen Holzverkleidung. Bedingt durch die elementierten Außenwände und das Stahlbeton-Skelett kann die Fassade ohne Eingriffe in das Tragwerk rückgebaut und recycelt werden. Der Innenausbau erfolgte in Teilen in Kooperation mit einem Vorarlberger Unternehmen, das eigens Holz in regionalen Wäldern bei Abtsgmünd gefällt und anschließend bearbeitet und verbaut hat. Der Verwertungsgrad aus dem Baumstamm konnte durch dieses Vorgehen um circa 50% gesteigert werden.

Jede Nutzungseinheit wird durch ein dezentrales Komfort-Lüftungsgerät be- und entlüftet. Ein Wärmetauscher entzieht der Fortluft im Winter die Wärme und gibt sie an die angesaugte Frischluft weiter (Wärmerückgewinnungsgrad ca. 85%). Alle Räume werden zudem über Bodenheizungen bzw. über Betonkernaktivierung temperiert. Die hierfür notwendige Wärme wird über die Bauteile A+B bezogen (Nahwärmenetz), da dort in der Regel ein Wärmeüberschuss besteht. Die Kälteversorgung des Bauteils C erfolgt über Soleleitungen und vier geothermische Bohrungen. Zusätzlich werden die Server durch Erdkühle gekühlt. Bedingt durch die zentrale Schachtführung und die Anordnung der Wärme-/Kälteversorgung können Umbaumaßnahmen aufgrund veränderter Nutzeransprüche ohne (oder mit nur geringen) Anpassungen der Gebäudetechnik erfolgen.

Die Warmwasserversorgung wird ebenfalls über den Bestand sichergestellt. Das Wasser für die WC-Spülungen und die Gartenbewässerung wird einer Zisterne entnommen. Durch die Nutzung einer Batteriespeicheranlage (30 kW) kann der von der Fotovoltaikanlage (Nennleistung 25,92 kWp) produzierte Strom auch erst später genutzt werden. Die Beleuchtung des Gebäudes erfolgt ausschließlich über LED-Leuchtmittel. Der Wärme-, Sonnen- und Blendschutz (Screens) wird über eine Software gesteuert und abhängig vom Sonnenstand sowie der Licht- und Windstärke hoch- bzw. heruntergefahren. Die gesamte Gebäudetechnik wird mithilfe einer Software gesteuert. Über das zentrale Datenerfassungssystem werden alle Verbrauchszahlen erfasst und fortlaufend kontrolliert. Fehlfunktionen bzw. Optimierungsoptionen können so früh erkannt und korrigiert werden.